WER IST WALTER

von Ariane Koch

Kein Dokument, kein Mensch.

(Michail A. Bulgakow)

Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

(Mark Twain)

Die Erwartung’n waren hoch,dieser Ast hängt viel zu tief Die Blicke von den Tier’n sind mir zu passiv-aggressiv

(Deichkind)

Gestern hat Walter noch Uhren verkauft, heute ist er weg. Ausgestiegen, abgehauen,verschwunden. Einfach so und absolut. Darf man das? fragen sich die Zurückgelassenenmal ratlos, mal bewundernd, dann  zunehmend wütend: Schließlich hat man in einerGesellschaft doch Verpflichtungen – Konsum zum Beispiel! Wie es nun weitergehen soll, weiß keiner so genau, aber freilich hat jeder etwas dazu zusagen. Und so irren fünf Protagonisten tanzend, singend, trinkend und weinend durchdie Wildnis, treffen dabei auf pöbelnde Tiere, zitieren Bulgakov und Tic Tac Toe undmüssen sich ganz nebenbei mit existenziellen Fragen auseinandersetzen:Wie gut kennen wir einander jemals? Warum ziehen Leute auf Land? Und wäre es amEnde nicht doch das Beste für alle, sich mit Blumen fortzupflanzen?In dieser theatralen Collage geht es im wahrsten Sinne wild zu. Vollgepackt mit Musik,Performance und popkulturellen Zitaten, nähert sich das diesjährige Stück des spielbetriebsspannend und vielfältig der Frage an, was das Mensch sein eigentlich ausmacht. Dabei ist das Ensemble auch beim Produktionsprozess neue Wegegegangen: Keine Aufführung wird der anderen gleichen. Wer’s nicht glaubt, muss sich das Stück eben zweimal anschauen.